von Stefan Wehmeier
Das Wichtigste zuerst: ich empfehle jedem, der der englischen Sprache mächtig ist, folgenden Link:
http://www.fide.com/images/stories/NEWS_2013/FIDE/Congress/Annexes/Addendum_to_Annex_50.pdf
und allen anderen die deutsche Zusammenfassung
http://srk.schachbund.de/strobl/Bericht_KongressTallinn.pdf
Hinter dem gut versteckten Anhang zu Abschnitt 50 irgendeines Protokolls verbirgt sich nichts Geringeres als der Text der vollkommen veränderten Schachregeln. Zwar ziehen die Türme noch so wie bisher, aaaber …
Nach meinem Eindruck hat in der postsowjetischen Phase die Experimentierfreudigkeit der FIDE zugenommen – in den Jahren zuvor gab es keine Regeländerungen und höchstens ab und zu eine neue offizielle Interpretation irgendeines Details. Im Jahr 2014 bekommen wir das automatische Remis durch fünffache Zugwiederholung und nach der 75-Züge-Regel (Artikel 9.6), die Niederlage durch den zweiten illegalen Zug (Artikel 7.5), im Schnellschach auch noch das Remis durch beiderseitiges Schach (!); bei Partien mit Restbedenkzeit die Regel, dass ein Spieler während der Partie (!) die Umstellung der Bedenkzeitregelung auf Increment verlangen kann. Eher kurios ist das neue Recht des Schiedsrichters zur körperlichen Durchsuchung der Spieler nach Handys. Wichtig zu wissen ist aber, dass in Zukunft auch ein ausgeschaltetes Handy im Turniersaal verboten ist und zum Verlust der Partie führt.
Es bleibt abzuwarten, was die Turnierveranstalter davon anwenden werden – von vielen Regeln dürfen sie abweichen, und bei nicht ELO-gewerteten Partien stellen die Regeln ja sowieso nur eine Empfehlung dar. Doch müssen solche Abweichungen ja in der Ausschreibung angekündigt werden, so dass sich zumindest Organisatoren und Turnierleiter auch auf unterer Ebene für das Thema interessieren dürften.