Das Halbfinale des Bezirks-Viererpokals bot den Zuschauern heute einen Klassiker: Lippstadt gegen Delbrück. Es wurde eine ganz knappe Angelegenheit!
Als erstes geriet Waldemars Partie in aufgewühltes Fahrwasser, als er mit den Varianten seines Sizilianers durcheinander kam und in der gewählten Variante plötzlich ein recht entscheidenes Tempo weniger hatte. Julian hätte dadurch einfach auf die schwarze Dame losgehen können, die dann hoffnungslos überlastet gewesen wäre; irgendwie hatte er sich aber verguckt, und einen Zug später war die Gelegenheit schon vergeben! Und da danach beide Seiten bei vollständig abgestauschten Zentrumsbauern und Materialgleichheit gut entwickelt dastanden, war der folgende Remisschluss keine Überraschung.
Ingemars hätte in der letzten Saison noch mit Meinolf in einer Mannschaft gespielt; in diesem Jahr saßen sie sich gegenüber. Meinolf zog die Bauern vor seinem weißen, kurzrochierten König auf – h4, g4, f4 – was er auch unbeschadet tun konnte, denn die schwarzen Schwerfiguren waren sämtlich am Damenflügel versammelt; allerdings auch ohne sofortigen Nutzen, denn die weißen Schwerfiguren waren ebenfalls am Damenflügel zu finden. Nach und nach verschoben sich die Kräfte aber zum Königsflügel, und die Spannung stieg – würde Meinolf einen Durchbruchsversuch wagen, oder würde er einfach nichts tun, was Ingemars dasselbe Schicksal auferlegt hätte? Er wagte den Durchbruch, übersah dann aber ein, zwei trickreiche Verteidigungsideen und musste sich schließlich geschlagen geben!
Alan war, wie ich fand, nicht berauschend aus der Eröffnung gekommen, aber es war auch nicht so, dass er großartig schlechter gestanden hätte, und ein, zwei, drei Figurenabtäusche später einigte er sich mit Josef auf ein Remis, das zumindest für den ab und an vorbeischlendernden Zusschauer eher unaufgeregt wirkte. Damit war der Kampf schon gewonnen, denn bei einem 2:2 ging die Berliner Wertung dank Ingemars Sieg an Brett eins ja an Lippstadt!
Tobias hatte in einem Wolga-Gambit einen Bauern mehr (wie das so geht), und ich fand, Schwarz habe recht wenig dafür; aber sei es, weil ich nichts von der Eröffnung verstehe (eher: gar nichts), sei es, weil Tobias Thomas zuviele Möglichkeiten einräumte – schlussendlich waren die schwarzen Figuren so aktiv, dass der Bauer nicht zu halten war. Tobias behielt ihn allerdings und gab lieber die Qualität, doch ein langzügiges Endspiel später musste er erkennen, dass auf diesem Wege keine Rettung zu finden gewesen war.
LSV / Turm Lippstadt – SK Delbrück 2 – 2
FM Ingemars Jesse – Meinolf Kemper 1 – 0
Alan Chapman – Josef Schwarzenberg remis
Tobias Graf – Thomas Konstantin Haase 0 – 1
Waldemar Laurenz – Julian Ernstberger remis
Man beachte das „FM“ vor dem Namen des kampfentscheidenen Mannes – Ingemars hat den Titel vor vier Tagen verliehen bekommen!