Die Spieler unserer Mannschaft wohnen recht weit auseinander – zu diesem Spiel reisten vier aus Paderborn nach Münster, einer aus Hamm; und drei aus Lippstadt. Da keiner dieser drei – Ingemars, Cuong, Andreas – ein Auto sein Eigen nennt, beschlossen wir, die Bahn zu nutzen. Eigentlich eine gute Idee, wäre da nicht der Umstand gewesen, dass der ausgeguckte Zug gar nicht fuhr, soll heißen: ausfiel. Ein guter Anfang … Der nächstmögliche und -sinnvolle Zug hätte uns zwar noch halbwegs passend nach Münster gebracht, doch um sicher zu gehen, riefen wir Alexej an, stiegen schon in Hamm aus und fuhren mit Alexejs Auto weiter. Allerdings ist das ein Zweisitzer mit zusätzlichen Notsitzen, so dass wir zwar pünktlich, aber auch ordentlich zerknittert und verkrampft in Münster ankamen.
An den Brettern ging die Aufregung dann sofort weiter, denn Stefan hatte schon nach weniger als einer Stunde Spielzeit gewonnen. Sein Partner hatte Stefans frühen Vorstoß des g-Bauern nicht erwartet, regagierte falsch und musste schon nach 15 Zügen aufgeben. Die anschließende Analyse der Stellung dauerte dann ungefähr dreimal so lange wie die Partie! Na, wer sich selbst ein Bild machen will – hier ist die Partie zum Durchklicken:
Wehmeier – Emunds:
1.d4 Sf6 2. c4 e6 3.Sc3 Lb4 4. e3 d5 5. a3 Le7 6.Sf3 0-0 7.Ld2 b6 8.Dc2 Lb7 9.cd: ed: 10.Ld3 c5 11.g4 Besagter Vorstoß. Als ich während der folgenden Analyse immer mal wieder vorbeischaute, versuchten die beiden nun meistens einen Aufbau mit Sbd7 und Tc8 für Schwarz. In der Partie folgte aber: 11. … Sc6 12.g5 Se4 13.Se4: de: 14.Le4: cd: 15.Lc6: 1 – 0.
Die restlichen Partien entwickelten sich weniger stürmisch. Die nächste Enscheidung fiel bei Heiner, als sein Partner eine Qualität geben musste. Zwar strandete Heiners Läufer auf der „Mission Materialgewinn“ tief im gegnerischen Lager, doch konnte er dort nicht eingesammelt werden, und der Punkt ging an Lippstadt. Das war schon mal eine beruhigende Führung!
Andreas hatte sich eine dieser „Komm doch und tu mir was – ich hab keine Angst!“-Stellungen aufgebaut, doch als sein Partner beschloss, statt eines Angriffs eine „Ich tu aber auch nichts, ätsch!“-Strategie zu versuchen, ergab sich ein unansehnliches Remis.
Cuong war mit Hilfe „des Buchs“ (Titel aus Sicherheitsgründen nicht genannt) mit einer angenehmen Stellung aus der Eröffnung gekommen und stand später einige Züge lang klar besser bis auf Gewinn, übersah dann aber eine Abwicklung in ein gewonnenes Bauernendspiel. Er behielt stattdessen alles Material auf dem Brett und stand vielleicht schon etwas schlechter; doch sein Partner ging auf Cuongs Remisangebot ein.
Marcus hatte sich in eine schwierige Lage gebracht, und die meisten Anwesenden hätten ihr Geld auf seinen Partner gesetzt, als die Partie plötzlich mit einem scheußlichen Misston endete: der Münsteraner Spieler hatte „einfach so“ eine Figur eingestellt.
Damit war der Mannschaftskampf praktisch entschieden. Zwar gelang es Münster noch einmal zu verkürzen, als Rainer in einer Hudel-und-Fudel-Stellung den richtigen Weg zum schwarzen König nicht fand, sein Angriff versandete und er das Endspiel mit einer Minusfigur gegen zwei Bauern zwar noch eine Zeitlang spielen, aber letztendlich nicht halten konnte;
doch Ingemars, der die ganze Partie über besser gestanden hatte, konnte schließlich sein langwieriges Endspiel (Läufer gegen Springer mit drei gegen zwei Bauern am gleichen Flügel) gewinnen und stellte den Lippstädter Erfolg sicher.
Am längsten musste Alexej spielen. Als Cuong und ich zum Bahnhof aufbrachen (die Rückreise verlief störungsfrei) hatte er einen Bauern weniger in einem remislich aussehenden Endspiel, und am Ende stand dann auch wirklich der Friedensschluss und die Punkteteilung.