Morgen Abend geht es los! Einmal die Mitglieder-Versammlung, zu der zu kommen ohnehin immer ein glücklicher Gedanke ist; uns zum anderen das Treffen der vorabendlich angereisten Shogi-Spieler, die sich bei ihren unweigerlich sich ereignenden Freundschaftspartien gerne über die Schulter blicken lassen werden. Gleich zwei Gründe also, morgen in der Mensa vorbeizuschauen!
Bis es soweit ist, erzähle ich noch ein wenig über’s Shogi; das zwar eindeutig Schach ist, aber irgendwie doch ganz anders. Das liegt sicher vor allem an der Möglichkeit, geschlagene Figuren als eigene Figuren wieder ins Spiel einzusetzen! Das vorgestern gestellte, einzügige Problem bietet dafür ein Beispiel. Wie nebenstehend zu beobachten: „Weiß“ setzt seinen im Problemdiagramm noch rechts neben dem Brett ruhenden Gold-General direkt vor dem gegnerischen König ein, greift ihn so an – und setzt ihn matt: 1.G’23. Wie vieles ist die Notation beim Shogi zwar ungewohnt, aber nicht unverständlich: Bezugspunkt ist nicht die linke untere, sondern die rechte obere Ecke, und statt Buchstaben kommen neben den arabischen die japanischen Zahlzeichen zum Einsatz! „G“, klar, steht für Goldgeneral; und das Apostroph kennzeichnet das Einsetzen. Daran gewöhnt man sich schnell …
Wer sich einen ersten Eindruck vom Shogi verschaffen will, der kann sich durchaus dem entsprechenden Wikipedia-Artikel anvertrauen: Shogi. Und mit dem dort erworbenen Wissen ist dann sicher auch das folgende Problem keine wirkliche Herausforderung mehr!
Allerdings kommen auch bei der Problemforderung die kleinen, feinen Unterschiede zum Tragen: Was in „unserem“ Schach ein Matt in zwei Zügen ist (weil wir Zugpaare zählen), ist beim Shogi ein Matt in drei Zügen (weil hier Einzelzüge gezählt werden). Gemeint ist dasselbe: „Weiß“ zieht, „Schwarz“ antwortet, „Weiß“ setzt matt! Außerdem gilt die Vereinbarung, dass jeder Zug ein Schach sein muss. Was, bei Licht besehen, sinnvoll ist; denn da beim Shogi immer alle Figuren im Spiel sind, läuft es oft auf einen Wettlauf zum Matt hinaus, und findet man selbst keins, findet der andere eins …
Unter dem schwarzen Pfeil sind diesmal gleich zwei Figuren zu sehen, ein Gold- und ein Silbergeneral; und wenn nur zwei Züge zu machen sind, heißt das, mit jedem davon wird eine Figur eingesetzt. Nur: Wo? Und in welcher Reihenfolge? Einen Hinweis gibt eines von unzählbar vielen Shogi-Sprichwörtern: Kin wa todome ni nokose. Nicht, dass ich Japanisch könnte; aber glaubhafte Quellen sagen, es heißt: Bewahre den Gold-General bis zum Schluss auf. Und das, lehrt die Erfahrung, ist tatsächlich ein guter Ratschlag … Also: „Weiß“ setzt in (japanisch gezählten) drei Zügen matt!